Leinsaat eine Kulturgeschichte.
Tausendsassa Leinsamen

Lein gehört zur Geschichte unserer Kultur. Der Lein ist eine der ältesten Nutz- und Kulturpflanzen der Menschheit und hat unsere mitteleuropäische Kultur stark beeinflusst. Leinöl war unverzichtbar beim Hausbau, war Grundlage von Farben und Hausanstrichen, wurde zur Holzkonservierung genutzt; Leinen oder Linnen war neben Wolle das einzige in unserem Kulturkreis produzierte Tuch. Kurzum gesagt, man kleidete, bettete sich in Leinen und gestaltete seinen Wohnraum mit den Substanzen aus dieser Pflanze. Leinsaat eine Kulturgeschichte bringt es daher auf den Punkt und es bleibt zu beobachten, ob diese Pflanze insgesamt wieder mehr an Bedeutung gewinnen wird.
Auch in der Ernährung und als Heilpflanze spielt der Leinen in Form von Leinsamen und Leinöl eine große Rolle. So sind in den alten, überlieferten Schriften von Hildegard von Bingen viele Rezepte mit Leinsamenprodukten zur Heilanwendung bei Mensch und Tier erwähnt.
Mit Beginn der Moderne ist aber der Leinsamen etwas in Vergessenheit geraten. Gerade noch zum Brotbacken und in der Müsli-Ecke hat er überlebt. Seine so wichtige Funktion als schleimbildender Ballaststoff, der nicht nur die Verdauung regelt (sowohl bei Verstopfung als auch bei Durchfall), sondern gleichzeitig die Magen- und Darmschleimhaut beruhigt und Entzündungen entgegenwirkt, wurde jahrzehntelang verkannt. Man geht heute davon aus, dass ca. 30 Prozent der Menschen in unserer westlichen Zivilisation an Verstopfung (Obstipation) leiden, Tendenz bei Frauen höher und mit dem Alter steigend. Viele Menschen greifen als Hilfsmittel zu Abführmitteln aus der Apotheke, die aber bei Dauergebrauch erhebliche Nebenwirkungen haben können und den Darm letztendlich schwächen. Dabei wäre es für den ganzen Körper vorteilhafter und letztendlich auch preiswerter, mit dem natürlichen Leinsamen die Darmperistaltik anzuregen und dabei die Darmgesundheit zu fördern.
Zudem ist Leinsamen ein nachhaltiges und umweltpolitisch korrektes Produkt. Die Leinkultur gedeiht besonders gut auf nährstoffarmen Böden, braucht also keinen chemischen Dünger. Sie laugt den Boden nicht aus, entgiftet ihn sogar und macht aus diesem Grunde eigentlich nur Sinn im ökologisch-kontrolliertem Anbau.
Heute zu Tage ist das Leinmehl in den Fokus geraten. Leinmehl entsteht bei der Pressung des Leinsamen. Es ist der entölte Leinsamen, hochfein vermahlen. Es ist interessant, wegen der enthaltenen Phytohormone (Lignane). Es eignet sich als Ernährungszusatz und Untestützt die Gesundheit von Männer und Frauen (z.B. in den Wechseljahren, aber nicht nur)
Auch das Leinöl war in den meisten Regionen Deutschlands vollkommen aus der Blickfeld geraten, und war wenn überhaupt noch dann im Reformhaus in minderer Qualität für viel Geld zu bekommen. Im Gegenzug wurden dem Fischöl die hervorragendsten Eigenschaften nachgesagt.
Doch in den letzten 5-10 Jahren hat sich dieses unangebrachte Bild wieder korrigiert. Heute weiß man, dass Leinöl das Fischöl am Gehalt der wertvollen Omega-3-Fettsäuren bis zum 10fachen übersteigt.
„Leinsaat eine Kulturgeschichte“, bestimmt wird diese Geschichte fortgeschrieben, vorallem, wenn auch Naturphasern immer wichtiger werden, weil Kunststoffe zu wenig nachhaltig sind. Auf Innovationen kann man gespannt sein.